Das positive Ende einer
"Never Ending Story":

Grundsteinlegung
für die
Hamburger Leichtathletikhalle


Ein Blick auf die Geschichte
Bilder und Informationen von der Grundsteinlegung
Daten zur neuen Halle

Kaum ein anderes Thema wurde in der Vergangenheit unter den Anhängern der Hamburger Leichtathletik so heiß diskutiert wie der Bau einer Leichtathletikhalle in der Hansestadt. Zwar wurden vom Hamburger Senat immer wieder neue Absichtsbekundigungen zum Bau der Halle abgegeben und erklärt, daß man die Notwendigkeit zum Bau der Halle erkannt habe, jedoch kam man über dieses Stadium nie hinaus. Da der Hamburger Senat der Förderung des Leistungssportes im Vergleich zu anderen deutschen Städten eine deutlich geringere Priorität einräumte, war der vorrangige Grund die ungeklärte Finanzierung der Halle, auch wenn immer wieder gerne der Aspekt der ungeklärten Grundstücksfrage in den Vordergrund geschoben wurde, um vom eigentlichen Problem der Finanzierung abzulenken.

Die ersten Anstöße zum Bau einer Leichtathletikhalle in Hamburg gehen bereits auf das Jahr 1958 zurück. Hermann Seiffart, der damalige Vorsitzende des Hamburger Leichtathletik-Verbandes (HLV), wies bereits damals auf die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung hin.
Ende der 70er Jahre fanden neben den Freiluftwettkämpfen im Sommer auch die Hallenwettbewerbe immer mehr Akzeptanz, und die Anzahl der geeigneten Anlagen mit 200m-Rundbahn und überhöhten Kurven stieg stetig. Außerdem wurden solche Einrichtungen für Leistungsstützpunkte inzwischen zum Standard, um in der kalten Jahreszeit die zur Vorbereitung der Sommersaison notwendigen Trainingseinheiten absolvieren zu können.
Während in anderen Städten wie Dortmund, Hannover, Berlin und nach der politischen Wende in der DDR auch in Neubrandenburg neue Hallen entstanden, mußten die Leichtathleten in Hamburg bis heute weiterhin mit der Alsterdorfer Sporthalle vorliebnehmen, bei der es sich um eine Mehrzweckhalle ohne spezifische Leichtathletikeinrichtungen - von der versenkbaren Weitsprunggrube abgesehen - handelt. Das Tragen von Spikes ist dort unmöglich und natürlich verfügt die Halle auch nicht über die genormte 200m-Rundbahn. So können vielfach nicht die offiziellen Disziplinen ausgetragen werden: Statt der 4x200m-Staffel gibt es in Hamburg die 4x2-Runden Staffel, die höhnisch auch gerne mal als Kanisterstaffel bezeichnet wird, weil die Runde - die etwa 150m lang ist - durch merkwürdige Wasserkanister abgesteckt wird. Und anstelle der Langstrecken ist der 7- bzw. 10-Minuten-Paarlauf ausgeschrieben, ein weiteres Hamburger Unikum. So mußte man sich von Athleten anderer Landesverbände gelegentlich schon mal die Bemerkung gefallen lassen: "Ach, da kommen wieder die Hamburger mit ihren Phantasiedisziplinen..."
Eine besondere Problematik besteht auch darin, daß für Deutsche und Norddeutsche Meisterschaften Qualifikationen erbracht werden müssen, die in der Alsterdorfer Halle nicht erreicht werden können, weil die Disziplin entweder gar nicht angeboten werden kann oder aufgrund der schlechten Hallenausstattung (z.B. fehlender Tartan für Spikes) ein Erreichen der vorgeschriebenen Leistung fast unmöglich ist. Um die Qualifikation zu erreichen, müssen deshalb die nächstgelegenen Hallen in Hannover, Berlin, Dortmund oder Neubrandenburg aufgesucht werden. Dies bedeutet aber in jedem Fall, daß mehrere 100 Kilometer Anfahrtweg zurückzulegen sind.
Die Hamburger Leichtathletik hat seit den 80er Jahren im bundesdeutschen Vergleich zunehmend an Bedeutung verloren, und immer wieder haben die Talente und Spitzensportler Hamburg den Rücken gekehrt und sind anderen Landesverbänden beigetreten. Sicherlich ist es zu einfach, die fehlende Halle dafür ganz allein verantwortlich zu machen, doch haben die fehlenden Trainingsmöglichkeiten im Winter ohne Zweifel ihren Anteil daran.

Nach vier Jahrzehnten vergeblicher Bemühungen glaubte so recht wohl niemand mehr in absehbarer Zeit an den Bau einer Leichtathletikhalle in Hamburg. Zwar machte der Verband weiterhin auf die miserablen Trainingszustände aufmerksam, doch in Zeiten immer leerer werdender öffentlicher Kassen schien die Halle kein realistisches Ziel mehr zu sein. Und so hörte man unter den Leichtathleten immer häufiger die Äußerung: "Die Halle werden wir sicherlich nicht mehr erleben, schon gar nicht während unser aktiven Zeit."

Um so überraschender zeichnete sich im Jahr 2002 plötzlich eine völlig andere Entwicklung ab: Hamburg hatte sich entschlossen, neben mehreren anderen deutschen Städten in die nationale Ausscheidung um die Olympischen Spiele 2012 ins Rennen zu gehen. Der Senat schien jetzt den Leistungssport stärker als bisher fördern zu wollen und bekundete die Absicht, Hamburg zur Sporthochburg im Norden auszubauen. Bei den Sportstätten hatte die Hansestadt allerdings deutlichen Nachholbedarf. Dies war ein entscheidender Nachteil in der Olympiabewerbung Hamburgs im Vergleich zu einigen Mitbewerbern wie z.B. Stuttgart. Um gegenüber den Mitbewerbern konkurrenzfähig zu sein, wurden in kurzer Zeit neue Bauprojekte beschlossen wie z.B. der Ausbau des Kraftraumes im Olympiastützpunkt und eben auch der Bau der Leichtathletikhalle. Werbewirksam wurde der Termin der Grundsteinlegung am 4. April 2003 noch kurz vor die Wahl des deutschen Olympiabewerbers für 2012 am 12. April 2003 gelegt. In der nationalen Ausscheidung ist die Wahl inzwischen gegen Hamburg gefallen, die Halle soll aber trotzdem gebaut werden. Mit dem Baubeginn ist wegen der erst ab Herbst 2003 möglichen Verfügbarkeit des Grundstückes neben der Alsterdorfer Halle nicht vor dem Jahreswechsel 2003 / 2004 rechnen. Die Fertigstellung soll im Frühjahr 2005 erfolgen. Diese blitzartige Entwicklung grenzt in der Tat fast an ein Wunder, mit dem wohl niemand gerechnet hat. Ein Rest Unbehagen bleibt jedoch, insbesondere nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung: Nach den oftmals nicht gehaltenen Versprechen in der Vergangenheit kann man sich des Baus wohl restlos erst sicher sein, wenn man die erste Trainingseinheit in der neuen Halle absolviert hat. Angesichts der zur Grundsteinlegung eingeladenen Prominenz wäre ein erneuter Rückzug aber ein echter Skandal!
 

Die Grundsteinlegung zur neuen Leichtathletikhalle wurde feierlich mit zahlreicher Prominenz aus dem Sportgeschehen vollzogen. Am 4. April 2003 um 11:30 Uhr war es soweit auf dem Gelände der Krochmannstraße 55, direkt neben der Alsterdorfer Sporthalle. Für die Halle selbst wird Raum auf einem jetzt noch von der Polizei genutzten Gelände geschaffen. Der Haupteingang zur neuen Halle und auch eine Verbindung mit der Alsterdorfer Halle wird sich auf einem Gelände befinden, das heute noch als Parkplatz neben dem Sportlereingang zur Alsterdorfer Halle zur Verfügung steht. Hier wurde auch die Grundsteinlegung vollzogen. Dazu wurde vorher ein etwa 1x1 Meter großes Stück Teer aus der Erde entfernt und ein entsprechendes Loch gegraben.


Das Foto rechts zeigt DSB-Präsident Manfred von Richthofen während seiner Rede zur Grundsteinlegung.
 
 
 

Nacheinander ergriffen jeweils für ca. fünf Minuten das Wort:


 


 
 

Von allen Rednern einhellig begrüßt wurde die Entscheidung Hamburgs, in Zukunft dem Leistungssport wieder größere Bedeutung zukommen lassen zu wollen. Durch den Bau der Halle werde Hamburg gute Chancen erhalten, sich zur Leichthathletik-Hochburg in Norddeutschland entwickeln zu können. Erwin Rixen unterstrich, daß mit dem Bau der Halle eine "Never-Ending-Story" der Hamburger Leichtathletik ein positives Ende finden werde.

Die abschließende Rede vor dem Akt der Grundsteinlegung wurde von HLV-Präsident Erwin Rixen gehalten (Foto links).

Beim eigentlichen Akt der Grundsteinlegung versenkte die Prominenz vor zahlreichen Pressefotografen und einigen Fernsehkameras mehrere Schaufeln Sand in das inzwischen mit einer Urne bestückte Loch im Boden.

Anschließend kam es bei einem Büfett zum Meinungsaustausch zwischen den geladenen Gästen.
 
 
 
 


 
 






























DSB-Präsident Manfred von Richthofen, Senator Rudolf Lange und DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop (v.l.)
beim Akt der Grundsteinlegung ...


 



 
 






























... und auch HLV-Präsident Erwin Rixen (r.) legte selbst Hand an.


 


Daten und Informationen zur Halle:

Der Baubeginn ist für den Spätherbst 2003 vorgesehen, das Ende der Bauphase für das Frühjahr 2005. Die Gesamtkosten werden mit Zehn Millionen Euro angegeben. Der Hallenkomplex wird sich über eine Gesamtfläche von 13.500 Quadratmetern erstrecken. Die Länge und Breite beträgt 131m x 49m.
Die Halle wird über eine 200m-Rundbahn mit vier Bahnen und überhöhten Kurven verfügen. Zur Ausstattung gehören weiterhin eine 60m-Strecke mit acht Bahnen, zwei Weitsprunganlagen, zwei Hochsprung- und eine Stabhochsprunganlage sowie Kugelstoßvorrichtungen. Außerhalb der Rundbahn befindet sich weiterhin eine lange Sprintgerade, auf der Läufe bis zu 100m flach bzw. 110m über Hürden möglich sind. Da es sich um eine Trainingshalle handelt, sind Tribünen- und Zuschauereinrichtungen nicht vorgesehen.

Die Entwurfsplanung der Behörde für Bildung und Sport verrät weitere Einzelheiten:
"Die Halle präsentiert sich mit der Giebelseite an der Krochmannstraße und bildet mit den langen, vollständig transparenten Fassaden eine definierte räumliche Kante zur östlich später geplanten Bebauung. Zur westlichen Seite bildet die lange Front eine platzförmige Wegeführung zum neuen Haupteingang für Sportler.
Kernstück der Leichtathletik-Trainingshalle ist die 200m-Rundlaufbahn. Ein weiteres wesentliches Element ist die Sprintbahn für 100m-Lauf und 110m-Hürdenlauf. Rundlaufbahn und Sprintbahn bestimmen die Dimensionen der Halle in Länge und Breite mit 131m x 49m. Im Verbindungsbau zur Sporthalle Hamburg sind Umkleide- und Sanitärräume sowie Trainerzimmer vorgesehen, so daß der Trainingsbetrieb auch bei Veranstaltungen in der Sporthalle Hamburg durchgeführt werden kann. Die Umkleide- und Therapieräume der Sporthalle Hamburg können flächensparend mitbenutzt werden.
Unter dem Neubau der Leichtathletiktrainingshalle befindet sich eine offene Garage mit ca. 280 PKW-Stellplätzen.
Der langgestreckte Baukörper der neuen Halle wird durch die gewählte Konstruktion mit Pylonen und dem Abspannwerk gegliedert und signifikant geprägt. Die Höhe der Pylone in Verbindung mit dem Abspannwerk führt einerseits dazu, daß sich die Halle gegenüber der vorhandenen Sporthalle Hamburg behaupten kann, auf der anderen Seite bleibt die Fassade zur umliegenden Bebauung durch die außenliegende Konstruktion niedrig.
Die Oberflächen der Fassaden bestehen durchgehend aus Glas, das den multifunktionalen Anforderungen wie Wärmeschutz, Blendschutz, Ballwurfsicherheit in einer Systemlösung gerecht wird. Das Ziel ist, ein "offenes" Raumgefühl zu erzeugen."


© 2002 / 2003    Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 24.04.2003